Bürgerbegehren
und
Volksbegehren

Direktdemokratische Verfahren wie Bürger- und Volksbegehren stehen auf Ebene von Kommunen und Bundesländern zur Verfügung. Viele Beispiele zeigen, dass Initiativen mit diesen Instrumenten den Klimaschutz voranbringen können. Die Namen und konkreten Regelungen für die Verfahren unterscheiden sich zwischen den Bundesländern. Gemeinsam ist ihnen, dass mit Hilfe von Unterschriftensammlungen Themen auf die politische Agenda gesetzt und zur Abstimmung gebracht werden können. Auf Bundesebene gibt es bislang keinen Volksentscheid.

Die drei Stufen der direkten Demokratie

Die Verfahren haben drei Stufen, wobei mit jeder Stufe die Wirkung, aber auch die Hürden zunehmen.

Stufe 1: Auf kommunaler Ebene können Menschen einen Bürger- oder Einwohnerantrag stellen. Auf Landesebene gibt es das Instrument Volksinitiative, mancherorts auch Antrag auf Volksbegehren genannt. Sammelt eine Initiative genügend Unterschriften, muss die zuständige Stelle (kommunale Vertretung oder Parlament) den Vorschlag behandeln und Stellung dazu beziehen. Manchmal werden die Vorschläge umgesetzt, dann hatte die Initiative Erfolg. Lehnt die zuständige Stelle den Antrag ab, kann die Initiative zur nächsten Stufe voranschreiten.

Stufe 2: Bürger- oder Volksbegehren sind mächtiger als die Instrumente auf Stufe 1, benötigen aber auch mehr Unterschriften. Kann eine Initiative binnen einer festgesetzten Frist die nötige Zahl an Unterstützer:innen gewinnen, wird ihr Vorschlag der kommunalen Vertretung oder dem Landesparlament zur Beratung vorgelegt. Lehnen die Politiker:innen den Vorschlag ab, kann die Initiative ihr Anliegen bis zum Bürgerentscheid oder Volksentscheid bringen.

Stufe 3: Bürger- oder Volksentscheid. An dieser erzwungenen Abstimmung zum Vorschlag der Initiative dürfen alle wahlberechtigen Menschen teilnehmen.

Damit Initiativen mit ihrem Anliegen Erfolg haben, muss es nicht zum Bürger- oder Volksentscheid (Stufe 3) kommen. Oft  führt bereits ein erfolgreiches Bürger- oder Volksbegehren (Stufe 2) dazu, dass die kommunale Vertretung oder das Parlament Kompromisse mit den Initiativen schließen und die Forderungen oder Teile davon umsetzen.

Für manche Initiativen ist es auch ein Erfolg ein Thema überhaupt ins Bewusstsein zu bringen und auf die politische Agenda zu setzen - selbst, wenn die Forderungen am Ende nicht umgesetzt werden.

Viele Initiativen, die sich mit den Mitteln direkter Demokratie für den Klimaschutz einsetzen wollen, lassen sich von Mehr Demokratie oder BürgerBegehren Klimaschutz beraten, nutzen das Handbuch Klimawende von unten oder arbeiten mit GermanZero zusammen. Changing Cities berät speziell Initiativen, die Kampagnen für Radentscheiden (Bürgerbegehren für bessere oder mehr Radwege) auf den Weg bringen wollen.

Videos rund um Bürger- und Volksbegehren

Klimawende von unten

„Klimawende von unten“ ist eine Kooperation von Bürgerbegehren Klimaschutz, Mehr Demokratie und dem Umweltinstitut München. Das Handbuch stellt Beispiele vor, wie mit Bürgerbegehren die Klimawende vor Ort voran gebracht wurde - beispielsweise durch das Abschalten von Kohlekraftwerken oder Verbesserung von Radwegen. Das Projekt hat zum Ziel, die Erfahrungen von Initiativen zu bündeln Menschen dabei zu ermutigen selbst aktiv zu werden und Begehren anzustoßen. Auf der Webseite des Projekts können Sie auch Initiativen in Ihrer Nähe samt passenden Ansprechpersonen finden. Außerdem steht dort das Buch zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Aktuell veranstalten wir eine Seminarreihe zu Klimawende von unten. Mehr Infos hier.

Jennifer Lost

Die Initiative „Klimawende Köln“ konnte trotz der erschwerten Bedingungen durch die Pandemie 10.000 Unterschriften für eine vollständige Umstellung Kölns auf Ökostrom sammeln. Zurzeit prüft die Stadt die Unterschriften.

Daniel Müller

Die Hamburger Initiative "Tschüss Kohle" erreichte durch die Sammlung von 22.494 Unterschriften, dass die Hansestadt bis spätestens 2030 aus der Kohle aussteigt.

kassel kohlefrei

Das Bündnis „kassel kohlefrei“ engagierte sich mit Unterschriftensammlungen und vielen Aktionen wie hier vor dem Kohlekraftwerk für den Kohleausstieg der Stadt. Der Erfolg: Kassel verbrennt ab spätestens 2025 keine Kohle mehr.

Guido Schiek

Die Initiative „Klimaentscheid Darmstadt“ übergab im Dezember 2019 5.405 Unterschriften an den Oberbürgermeister Jochen Partsch (zweiter von links). Ein großer Teil der Forderungen soll umgesetzt werden.

Radentscheid Frankfurt

Es gehört auch zur Arbeit von Initiativen, auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. So fuhr z.B. der Radentscheid Frankfurt unter dem Motto „Radfahrende in Frankfurt gehen unter. Radentscheid rettet.“ öffentlichkeitswirksam baden.

Übersicht Bürger- und Volksbegehren

nach oben